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Zurück auf Los: Abschied von der Globalisierung?

09.05.22

By Gerald Scheffels für GIB

Wenn die elektronischen Bauelemente aus Ostasien fehlen, wenn andere Zulieferteile im „Containerstau“ eines wegen Corona geschlossenen Hafens stecken und die Frachtraten aus internationalen Destinationen sich verzehnfachen – dann wird sich mancher Einkaufsverantwortliche oder Supply Chain Manager die vermeintlich gute alte Zeit vor der Globalisierung zurückwünschen, die er oder sie nur vom Hörensagen kennt. Da schickte man einfach einen LKW zum Lieferanten, wenn Teile fehlten, und war nicht vom Geschehen in chinesischen Häfen oder Schiffsunfällen im Suezkanal abhängig.

Sind Insourcing und Nearshoring die Lösung?

Der Wunsch nach der Wiedereingliederung von zuvor ausgelagerten Prozessen ist verständlich. Vermutlich war die Supply Chain noch nie bei so vielen Unternehmen so instabil und kritisch wie jetzt. Aber sind Strategien wie Insourcing oder Nearshoring realistisch? Können Sie aus wirtschaftlicher Perspektive eine echte Alternative sein?

Die Antwort ist komplex. Kurze Ketten sind stabiler, das stimmt. Aber zunächst muss man wohl fairerweise sagen: Wer weltweit verkaufen will, sollte sich beim Einkaufen nicht auf die nächste Umgebung beschränken. Was ist, wenn das Beispiel bei den Kunden in China und den USA Schule macht? Dann brechen ganze Märkte weg.

Viele Lieferketten sind und bleiben global

Außerdem sind zum Beispiel Lohnunterschiede nicht wegzudiskutieren. Und es dürfte schwerfallen, Mikrochips oder Spezialsensoren in der Nachbarschaft einzukaufen. Manche Lieferketten sind einfach global und wenn man die Rohstoffe hinzunimmt, trifft das sogar auf die meisten Supply Chains zu.

Auch Skaleneffekte und Kernkompetenzen spielen eine Rolle. Wenn ein Dienstleister Bauteile für fünfzig oder zweihundert Kunden produziert, lackiert oder veredelt, kann er das höchstwahrscheinlich sowohl besser als auch günstiger als jeder Kunde für sich.

Die Vorteile der Nähe nutzen

Das heißt: Mit der Komplexität wird man leben müssen. Eine komplette Rückkehr zum vor-globalisierten Wirtschaften gibt es nicht. Aber jedes Unternehmen ist aufgefordert, mit der Tatsache der globalisierten Lieferketten klug umzugehen und zu schauen, wo sich Risiken verringern lassen.

Eine Maßnahme könnte und sollte sein: prüfen, wo man lokal statt global einkauft. Dabei sollte man nicht nur auf den Preis schauen – der dann oft höher sein dürfte. Es lohnt sich, auch die Art und Weise der Zusammenarbeit auf den Prüfstand zu stellen. Mit einem Zulieferer vor Ort lässt sich die Zusammenarbeit anders gestalten als mit Zulieferern am anderen Ende des Erdballs. Vielleicht hat der lokale Lieferant eine Idee zur Optimierung der Konstruktion? Oder er liefert ein komplettes Modul statt diverser Komponenten? Räumliche Nähe schafft auch andere Möglichkeiten der Kooperation.

Planen – Beobachten – Steuern

Bei der – oft von der Notwendigkeit getriebenen – Optimierung der Supply Chain sollte es folglich nicht nur um die Entfernung zum Zulieferer gehen, sondern auch um die Art der Beziehung, die man pflegt.

Und ganz unabhängig davon, wo der Zulieferer angesiedelt ist – ob in Stuttgart oder Shenzhen – sollte man Transparenz in die Supply Chain bringen. Dann kann man, im besten Fall, bedarfsgerecht planen, zeitnah beobachten und, was das Lieferantenmanagement angeht, am Steuerrad sitzen statt auf dem Beifahrersitz.

Ziel: Die Lieferkette stabilisieren

Für diese Aufgabe gibt es Software-Tools, die nativ in SAP integriert sind. Es gibt Berater, die einen bei der Optimierung der Supply Chain unterstützen und dabei ihre Erfahrung aus zahlreichen Projekten einbringen. Und es gibt Veranstaltungen, auf denen man Anregungen erhält, wie man die guten Vorsätze zur Stabilisierung der Lieferkette in die betriebliche und unternehmerische Praxis umsetzt – zum Beispiel die GIB SUCCESS DAYS 2022, die unter dem Motto „stabilize. balance. reimagine. Mehr Stabilität für Ihre Supply Chain“ stattfinden.

Hier ist es möglich, mit Fachexperten in Austausch zu treten, um zu diskutieren, wie sich proaktives handeln und die Liefersicherheit steigern lässt – egal, woher die Teile bezogen werden.